Schulprojekte für mehr Nachhaltigkeit
Quelle: PNP 31.03.2023 |
„Schülerinnen und Schüler von Nikola-Mittelschule und FOS BOS Passau betreiben Repaircafé und Kleidertauschbörse
Mit geübtem Blick überprüft Julius Fritz die Funktionsfähigkeit eines Fahrrads. Für komplizierte Reparaturen steht Fahrradmechaniker Roy Tunger bereit.
Im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen der Nikola-Mittelschule und der Fach- und Berufsoberschule Passau (FOS BOS) zum Thema „Nachhaltigkeit“ konnten Schüler am Donnerstag lernen, wie man näht, sein Fahrrad selbst repariert oder sich nachhaltig kleidet.
Schüler mit platten Reifen, defektem Licht oder quietschenden Bremsen konnten ihr Fahrrad nach vorheriger Anmeldung zum Repaircafé vor den Eingang der Nikola-Mittelschule bringen und bei der Reparatur zuschauen. Das Beste dabei war: Die Kinder mussten nur die Ersatzteile bezahlen, die Reparatur selbst war kostenlos.
Ins Leben gerufen hat das Repaircafé der Schüler der FOS/BOS Passau Julius Fritz gemeinsam mit seiner Lehrerin Julia Gais und dem Fahrradmechaniker Roy Tunger vom Fahrradhändler „Bike&Outdoor Denk“. Sein Wissen über die Funktionsweise von Fahrrädern und wie man sie repariert, hat sich Fritz selbst angeeignet. Er schrieb im Rahmen des Nachhaltigkeitsprojekts eine Seminararbeit über die Vorteile des Radfahrens im Stadtverkehr und möchte mit dem Repaircafé vor allem zwei Dinge erreichen: „Erstens geht es uns darum, dass Schüler die Möglichkeit bekommen, kostenlos ihr Rad reparieren zu lassen und dadurch morgens mit dem Rad zur Schule fahren können. Zweitens wollen wir ihnen zeigen, wie man selbst einfache Dinge an seinem Fahrrad reparieren kann und dass das kein Hexenwerk ist. Häufig ist es nur eine Kleinigkeit, die nachgestellt werden muss, und dann funktioniert das Rad wieder“, erklärt er.
Das zweite Projekt, das die Schule an diesem Tag präsentierte, war die Kleidertauschbörse von Megan Kreisleder-Willis und Anna Sophie Moser. Erstere hat eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht und weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Arbeit es ist, ein Kleidungsstück herzustellen. Sie kann nicht verstehen, weshalb es in Deutschland normal ist, dass ein T-Shirt häufig nur zehn Euro kostet. Zumal bei den Näherinnen oft kaum etwas von ihrer Arbeit ankommt: „Nur ein Prozent kommt der Schneiderin zugute! Das finde ich einfach nicht in Ordnung“, erklärt Kreisleder-Willis. Um etwas gegen die vielen Missstände in der Modebranche zu unternehmen, haben die beiden Zwölftklässlerinnen eine Tauschbörse organisiert: Jeder, der möchte, kann alte Kleidung spenden und sich im Gegenzug etwas von den gespendeten Sachen mitnehmen. Was am Ende übrig bleibt, soll an die Caritas und das Frauenhaus Passau gespendet werden.
„Unser Ziel ist es, die Leute dazu zu bringen, weniger Kleidungsstücke zu kaufen. Wenn man von Anfang an nur das kauft, was einem wirklich steht, und man die Sachen mit der Nähmaschine selbst reparieren kann, dann muss man nicht so viel kaufen“, erklärt sie. Deshalb bieten die beiden Dreizehntklässlerinnen eine Stilberatung an. Wer weiß, ob er eher Herbst- oder Sommertyp ist, kann sich seine Kleidung trendunabhängig aussuchen und muss entsprechend seltener Kleidung shoppen, so die Idee.
Für den Fall, dass das ausgesuchte Teil ein Loch bekommen sollte, bietet Kreisleder-Willis einen Nähworkshop an. Unter der geduldigen Aufsicht der gelernten Schneiderin kann man hier lernen, wie man einen Faden in die Nähmaschine einspannt und eine gerade Naht hinbekommt. Besonders freut sich die 22-Jährige über die rege Teilnahme vieler Jungs: „Sie merken, dass Nähen gar nicht so schwierig ist und jeder das mal ausprobieren sollte“, erzählt sie begeistert.“